Mieten oder Kaufen – das ist die ewige Frage am Immobilienmarkt, doch durch die gestiegenen Zinsen hat sich einiges verschoben. Ist Kaufen immer noch die bessere Lösung? Oder sollte man jetzt doch Mieter bleiben?

Kaufen oder Mieten – schon in Zeiten der Nullzinspolitik war diese Frage aufgrund des sehr heiß gelaufenen Immobilienmarktes schwierig zu beantworten – mit den gestiegenen Zinsen wird es aber nun immer komplizierter. Jetzt hat die Allianz eine Studie zu der Frage veröffentlicht. Das sind die Ergebnisse:

Immobilien mieten oder kaufen? Das ist jetzt die günstigere Lösung:

Trotz gesunkener Kaufpreise und steigender Mieten rechnet sich der Studie zufolge der Immobilienerwerb für einen durchschnittlichen Haushalt derzeit nicht. Dieser bleibe "deutlich teurer als das Mieten in Deutschland", heißt es in der Untersuchung des Kreditversicherers Allianz Trade, die der Nachrichtenagentur Reuters am Donnerstag vorlag. Dies gelte selbst dann, wenn die Mieten auf der Grundlage des Niveaus von 2023 um die gesetzliche Höchstgrenze von 20 Prozent angehoben würden. Dann würde die Differenz zwischen einer durchschnittlichen monatlichen Kreditbelastung und einer Monatsmiete immer noch 381 Euro betragen.

"Fakt ist: Trotz gesunkener Preise können sich viele Menschen den Hauskauf nicht leisten", sagte Jasmin Gröschl, Senior Volkswirtin bei Allianz Trade. "Die privaten 'Häuslebauer' werden die Bauwirtschaft in der aktuellen Lage also nicht aus dem Nachfragetief ziehen." Der Kauf scheine durch die hohen Kreditzinsen keine realistische Alternative zu sein. Eine Normalisierung sei kaum abzusehen – "auch nicht durch vereinfachte Baugenehmigungen".

Ab wann wird das Kaufen wieder attraktiv?

Erst wenn zusätzlich zu den Mietpreissteigerungen die Immobilienpreise um 20 Prozent im Vergleich zu 2022 sinken würden – und damit um weitere zehn Prozent zum derzeitigen Niveau – würde sich der Hauskauf im Vergleich zur Rendite lohnen. Alternativ dazu könnten auch die Hypothekenzinsen zusätzlich zur Mieterhöhung auf 1,78 Prozent sinken, damit sich ein Kauf rentiere. Aktuell liegen die Bauzinsen aber bei etwa vier Prozent.

Ein rasches Ende der Baumisere erwarten die Expertinnen und Experten nicht. "Viele Bauprojekte liegen mit höheren Zinsen und Materialkosten auf Eis – mit sichtbaren Folgen für Projektentwickler, Bauunternehmen und vor allem den Wohnungsmarkt", sagte der CEO von Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz, Milo Bogaerts. 2023 fehlten schätzungsweise 700.000 Wohnungen. "Bezahlbarer Wohnraum ist schon seit Jahren knapp, die aktuelle Situation dürfte dies noch weiter verschärfen."

Insbesondere die Inflation habe den Druck auf den Wohnungsbestand erhöht. Die Mieten seien in diesem Jahr in ganz Deutschland in Rekordhöhe gestiegen – bei gleichzeitigen Reallohnverlusten. Zugleich bremsten Inflation und steigende Zinsen die Neubauvorhaben jäh aus, weil der Wohnungsbau dadurch noch teurer geworden ist. Die Folge: Im August gab es fast ein Drittel weniger Baugenehmigungen für Wohnungen als ein Jahr zuvor.

Fazit

Für die selbstgenutzte Immobilie, ob nun gekauft oder gemietet, sieht es also weiterhin nicht gut aus. Eventuelle Kaufinteressenten sollten daher besser nichts übers Knie brechen und eine Normalisierung des Immobilienmarktes in den kommenden Jahren abwarten, insofern die Mieten nicht ins unermessliche steigen.

Mit Material von Reuters