Vorstand und Aufsichtsrat lehnen Aufspaltungspläne des italienischen Großaktionärs MFE kategorisch ab.


Der Medienkonzern ProSiebenSat.1 hat die Aufspaltungspläne seines italienischen Großaktionärs MFE kategorisch zurückgewiesen. Damit steuert der Machtkampf zwischen dem Unternehmen und MFE auf einen neuen Höhepunkt zu. "Vorstand und Aufsichtsrat halten die von MFE geforderte Aufspaltung des Unternehmens für nicht sinnvoll", heißt es in einer Mitteilung des Unternehmens von Mittwoch. So würde sich als Folge der Aufspaltung der Verschuldungsgrad bis auf das 4,1fache des operativen Ergebnisses (Ebitda) erhöhen. Dies würde strategische Akquisitionen ebenso unmöglich machen wie die übliche Dividendenpolitik, heißt es zur Begründung.

Showdown auf der Hauptversammlung

MFE hatte vergangene Woche einen Gegenantrag zur ProSiebenSat.1-Hauptversammlung am 30. April eingebracht. Darin wird unter anderem eine Abspaltung des Dating- und E-Commerce-Geschäfts gefordert. Die in den vergangenen Jahren angehäuften „Randaktivitäten“ Dating (mit dem Portal Parship) und E-Commerce (mit dem Parfümerieshop Flaconi, dem Vergleichsportal Verivox und dem Erlebnisunternehmen Jochen Schweizer) sollten abgespalten und separat an die Börse gebracht werden. Dazu will MFE einen Beschluss auf der Hauptversammlung fassen lassen. Die Italiener kontrollieren direkt und indirekt fast 30 Prozent der Anteile und kommen damit faktisch auf eine Hauptversammlungsmehrheit. Für einen Beschluss zur Aufspaltung und Übernahme, wie ihn MFE anstrebt, ist jedoch eine Mehrheit von 75 Prozent erforderlich. Hier könnte der zweite Hauptaktionär, die tschechische PPF-Gruppe ins Spiel kommen, die weitere 15 Prozent hält und sich bislang bedeckt hält. 


In einer vergangene Woche veröffentlichten Pressemitteilung hatte MFE kritisiert, dass der ProSiebenSat.1-Vorstand wiederholt seine Absicht zur Separierung der Segmente geäußert, „aber bislang keine wesentlichen Fortschritte erzielt“ habe. Durch die Zusammenfassung sehr unterschiedlicher Aktivitäten werde ProSiebenSat.1 bislang mit einem Konglomeratsabschlag an der Börse bewertet. Dieser könne durch die Abspaltung und eine separate Börsennotiz der beiden Geschäftsbereiche vermieden werden, heißt es in der MFE-Mitteilung weiter. 

Aufsichtsratschef: "Sind über Vorgehen und Art der Anträge überrascht"

ProSiebenSat.1-Chef Andreas Wiele zeigte sich gegenüber der dpa überrascht vom Antrag der Italiener. "Es fällt uns schwer, irgendeinen positiven Aspekt dieser Abspaltung abzugewinnen. Man habe in den vergangenen zwei Jahren großen Wert auf einen guten Austausch mit den beiden Aktionären gelegt, sagte Wiele weiter. Deshalb sei man über das Vorgehen und insbesondere die Art der Anträge überrascht. "Die Anträge zielen alle darauf hin, mehr Einfluss auf das Unternehmen auszuüben, als es einem Aktionär zusteht, der weniger als 30 Prozent der Anteil hat. Das ist etwas, was wir im Interesse aller Aktionäre nicht gutheißen können", sagte Wiele. Man befürchte, dass die Anträge nicht zu einer Wertsteigerung führen, sondern im Gegenteil das Risiko einer Wertminderung für die Gesellschaft und ihre Aktionäre beinhalteten. Auch bei der von MFE geforderten Neubesetzung von Aufsichtsratsposten liegen die Kontrahenten über Kreuz. So wollen die Italiener auch einen Experten für Fusionen und Übernahmen in den Aufsichtsrat entsenden.

Wiele geht nach eigenen Angaben davon aus, dass die MFE-Anträge auf der Hauptversammlung abgelehnt werden. Er forderte die Aktionäre des Unternehmens zur regen Teilnahme an dem Treffen und an der Diskussion auf, "so dass sich ein volles Bild der Aktionärsmeinung widerspiegelt.


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