Der Automobil- und Maschinenbauzulieferer Schaeffler will den Antriebs-Spezialisten Vitesco übernehmen. 

Die Gruppe aus Herzogenaurach bietet 91 Euro in bar pro übrigem Vitesco-Papier. Dies entspricht einem Aufschlag von 20 Prozent auf den durchschnittlichen Aktienkurs von Vitesco in den letzten drei Monaten. 

Die Offerte bewertet den MDAX-Konzern mit rund 3,64 Milliarden Euro und unterliegt keiner Mindestannahmeschwelle. Die Annahmefrist wird voraussichtlich Mitte Dezember enden. Über Beteiligungsgesellschaften kontrolliert die Milliardärs-Familie Schaeffler bereits 49,9 Prozent der Anteile.

Vitesco (WKN: VTSC01)

Chancen sieht Schaeffler (WKN: SHA015) für Wachstum im Bereich Elektromobilität. Durch das komplementäre Technologieportfolio soll eine lückenlose Produktpalette angeboten werden. Ziel ist es, einen Marktführer im Bereich E-Mobility zu schaffen.

Synergien bei E-Mobilität

„Durch den Zusammenschluss von Schaeffler und Vitesco wollen wir eine führende Motion Technology Company mit vier fokussierten Sparten schaffen, die sich durch ein ausgewogenes, gut diversifiziertes Portfolio und relevante Größe in allen vier Sparten auszeichnet“, sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld.

Aus der Fusion mit der Conti-Abspaltung Vitesco erwartet Schaeffler Umsatz- und Kostensynergien von 600 Millionen Euro jährlich, die in sechs Jahren voll erreicht werden sollen.

Marc-Rene Tonn, Analyst bei der Privatbank Warburg, erachtet die Kombination des Know-How's von Vitesco und Schaeffler in erster Reaktion als sinnvoll. Der Angebotspreis sei angesichts der erwarteten Synergien nicht sonderlich hoch.

Aufstieg nach der Verschmelzung?

Neben einem Verkauf zu 91 Euro können Vitesco-Aktionäre ihre Papiere auch weiter halten. Bei der geplanten Verschmelzung sollen diese gegen neu ausgegebene Schaeffler-Aktien getauscht werden.

Kartellrechtliche Bedenken erwartet Schaeffler nicht, da die Eigentümerfamilie nicht, da sie bereits kontrollierende Beteiligungen an Schaeffler und Vitesco hält. Zudem geht das Management davon aus, dass die Schaeffler-Aktie nach der Transaktion in den MDAX aufsteigen wird. Dafür soll der Streubesitz auf etwa 30 Prozent steigen. 

Hinzu kommt eine vereinfachte Aktionärsstruktur: Nach Vollzug des Angebots soll es nur noch eine Aktiengattung geben. Die Vorzugsaktien ohne Stimmrecht werden 1:1 in stimmberechtigte Stammaktien umgewandelt

Vorbehaltlich aller Zustimmungen will Schaeffler die Transaktionen im vierten Quartal 2024 abschließen. 

Fazit

Die Papiere von Vitesco sind seit Jahresbeginn gut gelaufen. Durch die Offerte kommt ein weiter Anschlag dazu. Der Konsens der vom Finanzdienst Bloomberg befragten Analysten sieht nach dem Kurssprung erstmal wenig Potenzial. Risikoscheue Anleger können ihre Papiere im Rahmen der Offerte andienen.